Edikte als Quellen
Alexander Goebbels
Was sind Edikte?
Ganz allgemein bezeichnet das Wort „Edikt“ Erlässe oder Beschlüsse einer gesetzesgebenden Instanz. Diese Beschlüsse wurden mit dem Ziel gedruckt, sie öffentlich zu kommunizieren. Dabei ist gerade die Öffentlichkeit der Edikte einer ihrer zentralen Eigenschaften, da sich Edikte grundsätzlich an eine klar definierte Personengruppe richten. Im Fall der in dieser Publikation vorgestellten Edikte handelt es sich um die Beschlüsse des Kölner Rates, der sich wiederum die Bevölkerung der Stadt wendet.
Der Begriff Edikt stammt vom lateinischen Begriff edicere, was mit bekannt machen, verordnen, aber auch mit erklären übersetzt werden kann. Diese drei Übersetzungsmöglichkeiten rahmen sehr gut die verschiedenen Funktionen ein, die die Veröffentlichung der Edikte auch für den Kölner Stadtrat erfüllte. So sollten die veröffentlichten Edikte die Entscheidungen des Stadtrates bei der Bevölkerung auf der einen Seite bekannt machen. Damit sind sie auch ein zentraler Teil des gesetzgebenden Verfahrens, da über die öffentliche Bekanntmachung die Regelungen, die der Stadtrat über die Edikte verordnete, erst Gültigkeit erhielten. Auf der anderen Seite nutzte der Stadtrat die Edikte aber auch, um die Entscheidungen, die er traf, der Bevölkerung zu erklären und sie damit zu legitimieren. Die Edikte stellen also die kommunikative Verbindung vom Kölner Stadtrat aus hin zur Bevölkerung der Stadt sicher.
Dabei muss jedoch auch beachtet werden, dass die Edikte vom Kölner Stadtrat nicht ausschließlich dazu genutzt wurden, um gesetzliche Regelungen zu kommunizieren, sondern auch als Informations- und Ankündigungsblatt verwendet wurden. [Link zum Beispieledikt] Sie stellen somit eine äußerst vielschichtige Quellengattung dar, die trotz ihres seriellen Charakters im Einzelnen mit Bedacht zu bewerten ist.
Wie wurde der Inhalt der Edikte kommuniziert?
Bei einem für die Verwaltung der Stadt so wesentlichen Verfahren stellt sich die Frage, wie es der Stadtrat sicherstellte, dass die Stadtbevölkerung auch über den Inhalt der Edikte informiert war. Die Veröffentlichung der Edikte innerhalb der Stadt scheint derart alltäglich und selbstverständlich gewesen zu sein, dass keine genauen Orte überliefert worden sind, an denen die Edikte ausgehangen wurden. Dies spiegelt sich auch in den Edikten selbst wider, da regelmäßig von den „üblichen Orten“ gesprochen wird, an denen die Edikte „festgemacht“ werden sollen. [Link zum Beispieledikt]
Zudem weisen viele Edikte darauf hin, dass die Veröffentlichung durch den „Trommelschlag“ bekannt gemacht werden sollte. [Link zum Beispieledikt] Es hat also ein Signal gegeben, das der Bevölkerung bekannt gewesen sein muss und eindeutig darauf hingewiesen hat, dass eine neue Bestimmung oder Ankündigung des Rates veröffentlicht worden ist. Da wir unter anderem aufgrund des hohen Analphabetismus in der Frühen Neuzeit nicht davon ausgehen können, dass das Anbringen der gedruckten Edikte ausgereicht hat, um die gesamte Bevölkerung zu erreichen, kann noch davon ausgegangen werden, dass der Inhalt der Edikte öffentlich vorgelesen wurde. Hierfür sind kirchliche Messen und Versammlungen am Rathaus wie zu den Morgenansprachen die wahrscheinlichsten Orte.
Edikte als historische Quellen
Als Quelle geben uns die Edikte einen unmittelbaren Zugriff auf die klärungsbedürftigen Probleme, die von der Stadt aufgegriffen wurden – und damit auch auf den Alltag der Kölner Stadtbevölkerung. Als öffentliches Kommunikationsmedium sind die Edikte dabei jedoch ausschließlich Ausdruck der vom Stadtrat beschlossenen Regelungen. Sie sagen uns nichts darüber, wie diese Regelungen im Vorfeld ausgehandelt worden sind und auch über die Einhaltung der mit den Edikten kommunizierten Regeln geben sie nur indirekt Auskunft. Einzig die regelmäßige Wiederholung einzelner Themen lässt die Vermutung zu, dass bestimmte Entscheidungen mehrfach kommuniziert werden mussten, um ihre Einhaltung auch sicherzustellen. Ob es sich hierbei lediglich um für die Stadt wichtige Themen handelte oder die Häufigkeit mit Verstößen gegen diese Regeln korreliert, können wir nur spekulieren.