Getreidemangel – Die „Nothdurft“ wird gesichert!

Edikt vom 10. Januar 1795

Archivsignatur: HAStK, Best. 14, A5, fol.54, Digitalisat

Zusammenfassung und Anmerkungen zum Inhalt

Constantino Zambito

Dieses Edikt wurde am 10. Januar 1795 verfasst. Es adressiert die „Mitbürger“ der „Bezirks-Verwaltung zu Bonn“, was auch die Bürger der Stadt Köln einschließt, und stellt ihnen acht neue Regeln vor, die zur Sicherstellung des Getreidevorrates vorübergehend gelten sollten. Die Erschöpfung der Getreidevorräte kam durch die Lieferungen an die Militär Magazine zustande. Aus diesem Grund kam es auch zu Beschwerden einiger Gemeinden. Die Französische Republik wollte, dass jeder Bürger das Allernotwendigste zum Leben hatte (im Edikt als „Nothdurft“ bezeichnet) und präsentiert sich dabei in einer Art und Weise, als wenn sie sich auch dafür verantwortlich fühle. Im Edikt wird ebenfalls betont, dass sich die Französische Republik darüber bewusst ist, dass diese neue Verordnung nicht jeden Bürger begünstigen würde. Infolge der Zusammenarbeit mit dem Kommissar Pigeon wurde dieser Erlass wirksamer gemacht. 

In den acht Punkten des Ediktes geht es beispielsweise darum, dass jedem Familienvater und jedem Hausmitglied 200 Pfund Getreide zugesichert wurde. Den Bäckern wurde vorgeschrieben, welche Backmischung sie verwenden mussten und dass es Weißbrot nur noch für Kinder und Kranke gäbe. Des Weiteren wurde das Bierbrauen, Brandweinbrennen, sowie das Backen von Lebkuchen verboten. Die Gemeinden sollten sich untereinander helfen, um den Getreidevorrat auszugleichen. Die Bürger waren verpflichtet sich an die neue Verordnung zuhalten, welche streng kontrolliert wurde. 

Gesamtdeutung: Die Französische Republik wollte mit dieser Verordnung Handlungsfähigkeit und Fürsorglichkeit signalisieren – dadurch versuchten sie die Bürger zu beruhigen und die Lebensmittelversorgung unter Kontrolle zu halten. 

Erwähnenswert ist noch, dass es am Ende des 18. Jahrhundert 174 zünftige Backhäuser und 537 Privathäuser mit Backöfen in Köln gab (vgl. Hermann Kellenbenz (Hrsg.): Zwei Jahrtausende Kölner Wirtschaft, Band 2, Köln 1975, S. 53)