Zum Bestand „Edikte” im Archiv
Alexander Goebbels
Für die Entstehung des Bestandes „Edikte“ im Archiv sind zwei Personen zentral. Ein erstes Verzeichnis der Edikte wurde 1822 von Johann Arnold Imhoff angelegt. Imhoff war schon während der reichsstädtischen Zeit in Köln als Verleger, Drucker und Buchhändler tätig und betreute während der französischen Herrschaft die städtische Registratur – er kümmerte sich also um das Schriftgut der städtischen Verwaltung. Da er diesen Posten auch in der preußischen Zeit nahtlos übernahm, hatte er einen direkten Zugriff auf die Unterlagen der Stadt. Das von ihm angelegte Verzeichnis sortiert die Edikte nach Themen, ist jedoch nicht chronologisch angelegt. Dies weist auf eine der Schwierigkeiten bei der Arbeit mit den Edikten in ihrer heute vorliegenden Form hin: Sie sind zwar grob thematisch sortiert, es fehlt jedoch die Möglichkeit, auf den kompletten Bestand chronologisch zuzugreifen. Zudem wurden die Edikte bei ihrer thematischen Sortierung durch Imhoff aus anderen Beständen entfernt und so aus ihrem Entstehungskontext gerissen. Imhoff sammelte alle noch in den Unterlagen der Stadt erhaltenen Edikte und verband sie zu umfangreichen Bänden, die heute im Stadtarchiv aufbewahrt werden. Da der Rat der Stadt Köln die von ihm ausgestellten Edikte nicht in einem eigenen Bestand sammelte, ist es Imhoff zu verdanken, dass die Edikte als archivwürdige Unterlagen gesammelt und archiviert wurden, auch wenn die heterogenen Quellen heute sicher nach anderen Prinzipien geordnet werden würden.
Eine erste systematische Erschließung dieser Bände wurde 1899 vom Kölner Stadtarchivar Hermann Keussen durchgeführt. Keussen legte eine umfängliche Liste der Edikte an, welche die in den Bänden thematisch zusammengefassten Edikte wieder chronologisch erschloss. Bis heute ist diese Liste der beste Ausgangspunkt für eine Beschäftigung mit den Edikten der Stadt Köln.
Dennoch weisen die bisher zur Verfügung stehenden Zugänge zu den Edikten Probleme auf, die bei der Arbeit mit dem Bestand beachtet werden sollten. Erstens sind die von Imhoff angelegten Bände in sich inkonsistent und beinhalten auch Dokumente, die streng genommen nicht als Edikt zu bezeichnen sind und sogar Edikte, die nicht vom Kölner Stadtrat erlassen, sondern nur durch ihn verbreitet wurden. Zweitens sind die Listen unvollständig. Da unter anderem der Stadtrat keine großen Mühen auf die Überlieferung der Edikte verwendete, sind nicht alle Edikte in den Bänden enthalten und daher auch nicht alle Edikte in der Liste von Keussen verzeichnet. Zudem lassen sich einzelne Edikte auch in anderen Beständen finden, die von Imhoff und auch von Keussen nicht beachtet worden sind. Drittens sind trotz der bisherigen Vorarbeiten die Edikte nur schwer zugänglich. Der chronologische Zugang über die Liste von Keussen löst nicht das Problem, das durch Imhoffs thematische Sortierung entstanden ist: Die Edikte sind über vierzehn Bände zerstreut.
Hier möchten wir ansetzen und mit dieser Publikation einen neuen Ansatz für die Auseinandersetzung mit diesen spannenden Quellen anbieten!